posted by windaadmin on Jun 8

2010litermont106.JPG Kurz nach meinem 29. Geburtstag war es soweit, wir sollten unsere allererste “große” also internationale Rallye in Angriff nehmen. Statt 35WP Kilometer wie sonst warteten nun 148km auf uns, das alles im neuen Auto, welches wir in Birkenfeld gerade mal ansatzweise kennenlernen durften, und bei gefühlten 100°C im leer geräumten Sportgerät. Strampelanzug und FIA Reizwäsche tragen ihren Teil zum Fett verbrennen bei…. Kurzum, wir konnten nicht soviel oben reinschütten wie es überall rauslief :-)
Schon Tage vorher herrschte ein wenig Stress, denn zum ersten Mal mussten wir alles nötige für den Service organisieren. Sascha Meyer, Ensar Civak und Patrick Schneider sowie Kai Munsch erklärten sich spontan bereit, uns zu unterstützen. An dieser Stelle nochmal ein dickes Merci an die super funktionierende Crew! Der proWIN Transit war als Servicefahrzeug bestens geeignet, ein Zelt bekamen wir von unserem gesponsorten Kartteam aus Ludwigshafen, und der Rest wurde besorgt, gekauft, geliehen und eingepackt. LKW Plane, Kompressor, Schlagschrauber, Notstromaggregat, Kühlschrank, Ersatzteile etc etc. 2010litermont32.jpg

Wir haben an alles gedacht, dachten wir. Doch dazu später mehr. Freitags fuhren mein Co Chris und ich die Strecken ab, während sich die Crew um die technische Abnahme und den Aufbau des Service-Platzes kümmerte. Samstag Morgens traf man sich gut gelaunt, und schnürte Jeff seine internationalen Michelin-Rennschlappen an. Ich bin selbst nich nie auch nur einen Kilometer mit internationalen Rennreifen gefahren, doch ich muss sagen daran könnte ich mich gewöhnen.

In unserer Klasse, oder wie es bei großen Veranstaltungen heißt, Division, hatten wir es mit dem bärenstarken Braun-Compact M3, dem Ex-Meister “Tutzi” Hohloch im E30 M3 und dem von Willi Stumpf betreuten Bastos M3 vom Team Scherer/Thamm zu tun. Klar war von Anfang an, dass es nur um die Zeiten der letztgenannten gehen kann, die mitzuhalten sind.

WP1 war genau nach meinem Geschmack. Blechenhenschen bot schnelle Hauptstrassen, und eine anständige Schotterpassage die alles bediente. Leider mussten wir die zweite Runde des Rundkurses fast im Blindflug absolvieren, da ein Diesel-Astra vor uns her fuhr, und wir die Strecke nur erahnen konnten. Vier Sekunden schneller als der Scherer-M3 passierten wir die Lichtschranke, die Zeit war gut für Platz 21 im Gesamt. Nach den ernüchternden Zeiten in Birkenfeld, die wir aber als Probetraining absolut abgehakt haben, freute uns dies sehr. Schließlich standen 60 Teams, die ja doch alle Auto fahren können am Start! litmon10-tkwp1m-198_20100606_1041069365.jpg

Etwas weniger angespannt fuhren wir zur WP2. Die berüchtigte Kansas. Bis auf einen kleinen Dreher, bei dem leider der Motor ausging und der so ca. 10 Sekunden kostete lief alles ganz gut. Wir lagen sogar auf Platz 2 in der Division, da Braun in WP1 viel zeit verlor und sich erst langsam vorkämpfte, und den Bastos M3 hatten wir erneut einige Sekunden hinter uns gelassen. Die ersten beiden WPs waren genau nach meinem Geschmack, und der einzigste Kritikpunkt war, dass die Reifen ein wenig in schnellen Kurven geschmiert hatten. Im ersten Service wurde der Luftdruck korrigiert, und ab dann war es besser. WP3 wurde wegen dem Unfall von Brocker im Escort, bei dem Gott sei Dank beide Fahrer unverletzt blieben, annuliert. Ich persönlich war darüber nicht traurig (ich rede nicht von dem Unfall sondern davon sie nicht fahren zu müssen!!!), da mir diese Prüfung überhaupt nicht gefällt. litmon10-tkwp9m-051_20100606_1646639354.jpg

Ganz anders die 4. Prüfung, Hoxberg. Eine sehr geile, schnelle und extrem abwechslungsreiche WP mit allem was das Herz begehrt. Wegen eines kleinerern Aufschriebfehlers und zwei kleinen Verbremsern fuhren wir “nur” die 27.schnellste Zeit, jedoch machte diese Prüfung richtig Spaß. Im Gesamtklassement lagen wir zu diesem Zeitpunkt auf Rang 22, also im ersten Drittel, was auch das Ziel war, und in der Divison hatte Braun die Verhältnisse wieder zurecht gerückt und ist an uns vorbei, so dass wir auf dem angestrebten 3.Platz lagen. Der Service verlief ohne Zwischenfälle, war zum Erholen bzw. Erfrischen aber zu kurz. Kurz nachgetankt, Fahrer und Auto, Luftdruck angepasst und weiter ging es zur WP5. H049412.jpg

Blechenhensch 2 war wohl eine unserer bisher besten Leistungen überhaupt. Wir hatten freie Fahrt, und die Reifen klebten super. Wir ließen es knacken, und beendeten die Prüfung als 10.schnellste! Nur 1 Sekunde langsamer als der Ex-Deutsche Meister und spätere Drittplatzierte Nicky Schelle, 1 Sekunde schneller als Joachim Hohloch, der Divisionsführende. Diese Zeit spülte uns auf Platz 17 im Gesamt, und unser Gefühl mit Jeff wurde immer besser. Das Auto lässt sich genial fahren, und macht einfach Spaß! Jeder der behauptet E36 M3s seien zickig, hat einen anderen Fahrstil als ich, denn ich finde das Auto genial. Lediglich das Serien-Getriebe ist wohl ein Schwachpunkt, um den wir uns kümmern müssen, wenn der Geldbeutel wieder etwas voller ist.

WP6, zum ersten Mal des Tages die WP Hüttenwald, begann mit einem Schreck, denn in einer uneinsichtigen Kurve vor uns stand auf einmal Rüdiger Bernhard im Graben. Wir fuhren langsam dran vorbei, als wir sahen dass beide Fahrer unverletzt waren, er konnte nachher sogar weiterfahren. Am Ende dieser Prüfung cuttete ich eine breite Kurve auf die Hauptstrasse, und hängte mich innen ein. Beim Aufschrieb sahen wir nicht, dass dort eine Art Wall war, die unser Auto auf der rechten Seite hoch hob, und auf 2 Reifen stellte. Gott sei Dank haben wir ein gutes Gleichgewicht im Auto :-) und das Gegengewicht von Chris stellte uns wieder auf alle Viere.  Der Querlenker hatte jedenfalls nix abbekommen, und so ging es weiter. 2reifen.jpg

Nach WP7, zum zweiten Mal Kansas, lagen wir schon auf Platz 16 im Gesamt. WP8 Lohwiese 2 war wie erwartet nicht besonders stark, jedoch wurde nach uns die Prüfung ohnehin wieder annuliert, da Maurice Moufang am Ende der Prüfung das Brückengeländer abräumte. Alles gute an die beiden Fahrer von hier! Beim zweiten Mal Hoxberg, kurz vor dem nächsten Service, konnten wir unsere vorherige Zeit um sechs Sekunden toppen, bevor wir als 17. im Gesamt noch einmal in den Servicepark kamen. Die Crew untersuchte die Aufhängung vorne rechts, doch die kleine Einlage hat nichts kaputt gemacht. Wieder kurz verschnaufen, und ab auf die nächste Etappe.

Bei mir hatte bereits Kopfweh eingesetzt. Trotz viel Trinken und Dextro-Energy schlug die Hitze zu. Auch das Öl von Jeff hatte nach jeder Prüfung fast 140grad, doch kühlte sich auf den Zwischenetappen zum Glück immer wieder brav runter. Beim dritten und letzten Mal Blechenhensch hatten wir beim Anbremsen auf eine extrem enge links rechts Kurve inklusive Graben innen und außen ein wenig Probleme, und drehten uns zu sehr auf Schotter ein. Dieses Manöver kostete etwas Zeit, und so waren wir hier fast 14 Sekunden langsamer als beim letzten Lauf. Allerdings muss man sagen dass der Schotter nun auch nicht mehr so leicht zu befahren war, und fast alle etwas langsamer waren. Platz 15 im Gesamt stand danach zu Buche. litmon10-tkwp9m-049_20100606_1452314655.jpg

WP11 fühlte sich wieder gut an, dennoch war die Zeit etwas schwächer als erwartet. Zeitgleich mit dem Team Scherer fuhren wir durch die Lichtschranke, insgesamt waren wir knapp 50 Sekunden vor ihnen.
Leider hatte die Herrlichkeit dann doch ein Ende. Den Pokal für Platz 3 schon fast im Auge, und die gute Platzierung unter den ersten 15 so gut wie sicher, platzte leider Ende der ersten Runde von WP12 der hintere rechte Reifen. Erstaunlich zwar, wie gut im Vergleich zu normalen Reifen sich so ein Voll-Rennreifen noch hält, doch das Schlackern und Knallen wurde natürlich immer heftiger, und das Auto immer schwerer fahrbar. Dennoch zogen wir die WP durch, wenn auch als Letzter. Zu weit war die Distanz noch bei dieser 11km Prüfung. _DSC2725.JPG

Nach dem Ziel wollten wir natürlich wechseln, doch da waren wir dann plötzlich beim Thema vom Anfang. An alles gedacht. Wirklich an alles? Ja, außer dass Jeff von seinem Schöpfer auf Stehbolzen umgebaut wurde, und darauf natürlich unser altgedientes Radkreuz nicht passt. Und so standen wir da, mitten in der Pampa, mit Reserverad, doch ohne Möglichkeit es zu wechseln. Da es bei dieser Veranstaltung keine Karenz-Zeit gibt, sondern pro Minute Verspätung zehn Sekunden Strafe, war uns dann nach gut 20 Minuten klar, dass es keinen Sinn mehr macht.

Etwas enttäuscht, aber überwiegend froh zu wissen, dass wir uns nun wohl an Jeff gewöhnt hatten, traten wir nach über 1 Stunde warten, bis uns unser Team gefunden hatte, die Heimreise an. Völlig platt wegen der Hitze und den Anstrengungen (wir sind ja konditionell ein wenig gehandicapt), mit Kopfschmerzen und dem Vorsatz: Bei der Warndt Rallye wollen wir nun Jeff auch endlich mal ins Ziel bringen!

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